Einkauf. Geschwisterbuggy.
- Fräulein
- 8. Aug. 2018
- 4 Min. Lesezeit
Zwei Worte die keinen Weg zueinander finden.
Wenn ich mit dem Geschwister-Buggy mal wieder bei Edeka im Kassen-Ausgang stecken bleibe, dann pöble ich gerne lauthals herum "Das die Scheiße hier überhaupt nicht behinderten gerecht ist."
Ich vermute das das Personal über die Gegebenheiten eher peinlich berührt ist wenn Rollstuhlfahrer ins Spiel gebracht werden als wenn die Öko-Mami mit ihrer Brut nicht durchpasst. Klar , die Kassierer können nichts dafür aber in mir schlummert dann das starke Verlangen meinem Frust Luft zu machen und jemandem die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben. Nicht weniger asozial aber eben emotional hochgeladen.
Mit dem ABC Zoom wäre mir das nicht passiert. Dort saßen die Gangster hintereinander. Ergab weniger Streit zwischen den Geschwistern aber dafür wesentlich mehr Aufbauarbeit. Um so einen Geschwisterkinderwagen nämlich zusammen zu bauen erfordert es ein Ingenieur Studium.
Und auch mit dem hatten man so seine Probleme beim Einkaufen. Schmal genug um durch den Kassenbreich zu kommen , doch fegte ich im Lidl regelmäßig die Regale leer beim Versuch den Gang zu wechseln. Wenn Ömchen dann noch mit einem Einkaufswagen von Vorn kam , waren ein paar böse Blicke vorprogrammiert.
Also sitzen die Kinder nebeneinander.
Also passen die Kinder nicht mehr durch jeden Kassenbereich.
"Können Sie mir mal bitte Kasse zwei aufmachen ,ich pass hier nicht durch"
Zack, Staatsfeind Nummer eins.
"Schieben Sie ihre Kinder doch vorn´ durch und kommen dann her zum bezahlen."
- Klar , warum hab ich sie nicht gleich draußen angebunden. Ich, Depp.
Aber das Theater geht ja schon auf dem Parkdeck los. Es gibt diese super soziale Erfindung die sich "Familienparkplatz" nennt. Und dann gibt es diese super asozialen Männer, Mitte vierzig, dicke Karre und einer versteckte Gehbehinderung die ausgesprochen gern direkt am Eingang einen extra breiten Parkplatz besetzten. Oder auch die netten Rentner die es noch nicht zu einer Rollstuhlplakette geschafft haben und diese Parkplätze als Zwischenlevel bis dorthin betrachten. So nach dem Motto "Ich bin noch nicht gehbehindert genug aber ausreichend."
Weist man die Herrschaften dann freundlich darauf hin , ist man die Bitch. Diese vernichten Blicke geben einem das Gefühl einer alten und gebrechlichen Dame gerade den letzten Platz in der S Bahn geraubt zu haben. Auch wenn diese Porsche fährt und Wolfgang heißt. Nun gut also parken wir Eltern gleich hinten bei den Eiskaufwagen. Die Plätze sind weit genug vom Eingang entfernt , so das man sicher gehen kann gleich zwei davon zu besetzten. So hat man auch ausreichend Platz zu beiden Seiten hin die Autotür auf zubekommen.
Sitzt die Gang im Doppelbuggy, so geht es los zum Fahrstuhl. Dort angekommen geht das Warten los. Schließlich müssen die Porsche fahrenden Wolfgangs und die adipösen Ernas den Fahrstuhl eben so nutzten. Wenn schon rebellisch parken, dann richtig asozial sein. Endlich im Supermarkt angekommen, steht man vor der Frage wie man einen größeren Einkauf transportiert, mit Wasserkasten und so.
Kleinkind im Einkaufswagensitz und Maxi Cosi in den Wagen funktioniert nicht weil sich dann der Sitz nicht ausklappen lässt. Baby in die Trage ist beim Einkauf etwas schwierig sobald man Beispielsweise einen Wasserkasten anheben muss. Außerdem fällt es mir schwer mich zu konzentrieren wenn das Baby in der Trage zappelt und das Kleinkind alle fünf Minuten das Bücken provoziert weil es die Einkäufe wieder aus dem Wagen räumt.
Kinder in den Buggy und einen Korb tragen nervt und ist mit einem Wasserkasten nicht machbar. Also nehme ich einen kleinen Einkaufwagen und kaufe die Flaschen einzeln, darauf staple ich dann die restlichen Einkäufe.
Und ja, ich bin verdammt gut darin geworden.
Während der Tetris-Einkaufswagen-Challenge muss ich darauf achten das der Buggy nicht zu nah an den Regalen steht , da diese sonst leer geräumt werden. Parke ich allerdings den Buggy etwas weiter im Gang also eine Kleinkind-Armlänge vom Regal entfernt , so stehe ich dem Rest der Einkaufstätigen permanent im Weg.
Die Reaktionen sind weit gefächert. Da gibt es die einen die geduldig dahinter warten bis ich geschnallt habe das sie vorbei wollen, diejenigen die sich vorsichtig dran vorbei schlängeln, mich höflich darauf aufmerksam machen, genervt mit den Augen rollen und stöhnen als würde ihnen etwas fest sitzen und die die ich eines Tages finden werde und dann werde ich ihnen nachträglich die Hand abhacken. Das sind dann nämlich diejenigen die ungefragt meinen Buggy anfassen und meine Kinder bei Seite schieben.
Ich finde euch und dann rechnen wir ab.
Es gibt einfach diesen persönlichen und intimen Kreis den wir alle um uns herum tragen und in dem nicht jeder ungefragt eintreten kann. Bei einer Mutter hört dieser Kreis nicht einen halben Meter über der Körpergrenze auf.
Nein , er reicht bis hinaus zum Buggy und noch drüber hinweg in einem Radius der die Kinder mit erfasst.
Und den Buggy ungefragt bei Seite zu schieben fühlt sich für mich an als würde mir jemand von hinten an die Brüste fassen. Das geht einfach mal so was von überhaupt nicht!
Tja und nach all den Strapazen enden wir an der Kasse und wären somit wieder am Anfang.

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