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Beziehungskiller Kinderwunsch

  • Autorenbild: Fräulein
    Fräulein
  • 17. Jan. 2018
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 23. Okt. 2018

Kann ein unerfüllter Kinderwunsch eine stabile und solide Beziehung zerstören ?

Ja, dass kann er.


Das Thema hat mich schon lange nicht mehr beschäftigt da ich mit meiner zweiten Tochter schwanger bin. Ich vergaß daher wie prägnant dieses Thema einmal meinen Alltag beherrschte bis eine liebe Freundin von mir es auf ihrem Blog und Podcast hoffnungsvoll_kindgerecht thematisierte. Erinnerungen wurden wach und ja, vielleicht rissen auch ein paar Wunden wieder auf.


Ich hatte den perfekten Mann. Gemeinsam hatten wir die perfekte Wohnung mit Kinderzimmer, Garten und Blick auf die Spree. Die perfekte Beziehung so voller Liebe, Geborgenheit , Achtung und Respekt. Dieser Mann war meine ganz große Liebe und ich konnte mir nicht vorstellen das es etwas in der Welt geben würde das uns auseinander treiben könnte. Ein Leben ohne ihn war einfach unvorstellbar. Und er liebte mich ebenfalls so sehr. Heiraten wollten wir, fest versprochen war das. Der Antrag hätte jeden Tag folgen können.


Wir übten und übten. Ja so sagt man doch dazu wenn man versucht ein Baby zu machen. Vielleicht übten wir nicht lang genug oder zu verbissen. Es wollte einfach nicht klappen. Mein Freundeskreis befand sich unterdessen in einem regelrechten Baby Boom. Ob geplant oder ungeplant, die Babys schienen wie Pilze aus dem Boden zu schießen, nur eben bei uns nicht, egal wie oft wir die Saat gossen.


Meine Frauenärztin schrieb mir Tabletten auf, Gelbkörperhormon. Na also wenn es damit nicht klappt dann wüsste sie auch nicht weiter. Klasse. Genau so einen Satz braucht man um den Druck aus der ganzen Sache raus zunehmen. Ich schluckte und schluckte Folsäure und was die Apotheke zum Thema Kinderwunsch so her gab aber nichts tat sich.


Jeden Monat aufs neue testete ich negativ. Werde ich jemals einen positiven Test in den Händen halten ? Müssen wir in eine Kinderwunschklinik ? Liegt es an mir? An ihm ? Oder bin ich einfach zu verbissen ? Gebe ich dem ganzen nicht genug Zeit ? Aber warum geht es dann bei anderen so schnell ? Was zum Teufel machen wir falsch ?


Ein kleines Ziehen in der Leiste, Druck im Unterleib. Zwei Tage überfällig, leichte Übelkeit, häufiges Wasserlassen. Egal wie klein das Symptom auch war, die Hoffnung die hinein gesteckt wurde war immens groß. Trotz allem liebten wir uns, bedingungslos, unendlich und hoffentlich auf ewig. Doch dann wurde es schlagartig dunkel.


Ich trat eine neue Arbeitsstelle an und lernte meine neuen Kollegen am Abend in einer Bar besser kennen. Er konzentrierte sich auf seinen neuen Studiengang und so schlugen wir neue Wege , unabhängig von anderen ein. Eine an sich normale Entwicklung in einer Beziehung, mag sie noch so eng sein und im Grunde hätte sie uns auch nicht geschadet wenn da nicht diese Erleichterung gewesen wäre, die sich in mir breit machte wenn ich meinem Zuhause den Rücken kehrte.


Ein Freundeskreis und wenn es auch nur Arbeitskollegen waren, so ganz unabhängig von ihm ließen mich die Babyprobleme vergessen. Die Frustration, die Verbissenheit lüftete sich wie ein Schleier.


Ich hatte lange auf Alkohol verzichtet und auf die optimale Ernährung geachtet dem Baby zu Liebe, uns zu Lieben aber es tat gut sich von allem lösen zu können.

Ging ich aus, so saß er daheim auf dem Sofa und aß. Er aß und aß und aß. Frustkilos machten sich auf ihm breit und die Jogginghose wurde sein alltäglicher Begleiter. Je mehr er sich ein igelte desto mehr brach ich aus. Das Abendessen bei meinen Eltern nahm er alleine wahr. Unterdessen ging ich aus und ließ die ganze Familie, dieses enge Korsett aus Erwartungen hinter mir. Es fühlte sich an wie ein unendlich langer Atemzug der jeden Winkel meiner Lunge belüftete.


Und dann lernte ich ihn kenne. Den Vater meiner Kinder.

Wir waren Arbeitskollegen. Er war so ganz anders als mein Liebe. Schlank, sportlich, frei von Frust und unabhängig. Aber all das trieb mich nicht zu ihm. Ich weiß nicht was es war. Vermutlich wurden wir einfach nur zu Spielfiguren der Biologie.


Ich handelte über Monate hinweg wie ferngesteuert und niemand hielt mich auf. Alles empfand ich als Beklemmung und der Kinderwunsch lag verhasst ganz weit hinter mir.


Ende des Jahres zog ich in eine kleine 1-Zimmer Wohnung nach Neukölln die mich stark an meine Single Bude in Prenzlauerberg erinnerte. Ich fing wieder ganz von vorne an. Nach meiner ersten Nacht in meiner Jugendwohnung 2.0 saß ich ohne Fernseher, ohne Möbel ( bis auf eine Matratze die am Boden lag ) , ohne Essen an einem Sonntag mutterseelenallein in einem Loch aus Selbstmitleid und fragte mich ob ich den Fehler meines Lebens machte. Die Antwort darauf erhielt ich schon knapp fünf Monate später als ich den positiven Schwangerschaftstest in der Hand hielt.

Es musste sein. Mein Häschen musste geboren werden. Wäre ich in der perfekten Wohnung geblieben , in diesem perfekten Leben mit diesem tollen Mann, so wäre mein Häschen nie entstanden. Vielleicht hätten wir irgendwann ein anderes Kind bekommen aber wo wäre mein Häschen dann ? Wo wäre der kleine blonde Sturkopf der sich nachts an meine Brust kuschelt und wo wäre der kleine Speckmops der mir unterdessen von innen die Füße unter meine Rippen schiebt? Wo wären meine Kinder dann ?

Ja schon klar ich hätte andere Kinder bekommen aber nein es mussten diese beiden sein und dafür habe ich meine große Liebe verlassen um eine neue zu finden und diese groß zuziehen.


Natürlich liebe ich den Vater meiner Kinder aber wir haben einen schweren Weg voller Unterschiede und gegensätzlichen Vorstellungen hinter uns. Noch immer sind wir nicht ganz im Reinen miteinander weil wir so unfassbar unterschiedlich sind. Das Leben ist eben kein Märchen sondern Biologie. So nüchtern betrachte ich es gerne. Es hilft mir wenn mein Herz sich manchmal für einen kurzen Moment leer anfühlt während die Erinnerungen wieder hoch kommen.


Und was macht er ? Kurz nachdem meine Schwangerschaft bekannt wurde blockte er mich auf sämtlichen Kanälen aber über Dritte habe ich erfahren das er eine neue Freundin hat. Sie ist fast zehn Jahre jünger als ich. Hat große Brüste, einen straffen Hintern und volle Lippen. Gemeinsam bereisen sie die Welt und fotografieren sich gerne nackig im Bett um dies dann mit der Community zu teilen. Er sieht glücklich aus, gelöst und frei. Frei von mir und von meinem verbissenen Kinderwunsch. Rückblickend schätze ich war es nicht das Baby , jenes welches es nicht gab, dass unsere Beziehung hat zerbrechen lassen sondern meine Verbissenheit, meine Ungeduld welche bei einem Kinderwunsch nichts zu suchen hat.

Wenn ich könnte würde ich mich bei ihm dafür entschuldigen.


Manchmal denke ich noch an ihn und dann mischt sich dieser Anhang – was wäre wenn – dazwischen. Doch meist werden diese Gedanken nicht zu Ende gebracht weil ich von Kinderlachen unterbrochen werde. Oder von einem schmerzerfüllten Weinen weil das Laufen noch nicht so klappt wie Häschen es gerne hätte. Laufen, tapsig und unbeholfen auf kleinen Beinen die wir geschaffen haben und die es gar nicht gäbe wenn das – was wäre wenn – Realität geworden wäre.


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